Hochentaster – Antrieb und Handhabung

Wer in seinem Garten einige Obstbäume zu stehen hat, die noch nach alter Schule wachsen (also keine Spalier – oder kleine Zierbäume), der kann beim zurückschneiden im Herbst ein Problem bekommen. Denn diese Bäume können relativ hoch werden, über 5 Meter sind keine Ausnahme bei einem optimalem Standort. Diesen Baum dann mit einer normalen Säge oder einer Gartenschere zu schneiden artet richtig in Arbeit aus.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe genau das jahrzehntelang gemacht. Mit Hilfe einer Leiter bin ich in den Baum gestiegen und habe mich bis ganz nach oben durchgekämpft. Und auch von unten hatte ich die langen Triebe abgeschnitten, das war aber schon wesentlich abenteuerlich auf der Leiter als direkt im Baum. Und an viele Stellen bin ich nicht wirklich gut herangekommen, so daß mancher Ast direkt im Innern gekappt werden mußte, obwohl das noch nicht notwendig war. Damals noch mit einer Gartenschere und der Bügelsäge – anstrengend und lange dauernd.

Nun wird sich sicherlich manch einer fragen:

“Warum muß denn ein Obstbaum überhaupt zurück geschnitten werden? Er treibt doch jedes Jahr neu aus und bildet dann Früchte?”.

Hochentaster zum Bäume auslichten
Früchte weit weg von Stamm und zu hoch: Hier sollte mit einem Hochentaster ausgelichtet werden

Klar, dumme Fragen gibt es nicht, nur dumme Antworten. Wer noch nie eigenes Obst im eigenen Garten geerntet hat, wird es vielleicht wirklich nicht wissen. Deshalb kurz erklärt: Die einzelnen Zweige treiben jedes Jahr aus, richtig. Aber nur an den neuen Austrieben bilden sich dann im Folgejahr Früchte. Der Rest wirft schnell die Blätter ab und die alten Triebe verkahlen, um Laufe der Zeit verholzen sie dann auch noch, das heißt, der Trieb wird hart und brüchig.

Wer jetzt nie zurück geschnitten hat, der hat eine vielleicht 2 Meter lange “Peitsche” von Ast und am Ende einige kleinere Früchte. Die können aber ein enormes Gewicht erlangen, so daß der hölzerne spröder Ast schließlich bricht. Herunterfallen wird er meisten nicht, weil er von den anderen Ästen aufgehalten wird. Das sieht alles nicht schön aus und hindert dem Baum auch an einem gesunden Wachstum.

Daneben werden die Früchte an den äußeren Enden immer kleiner und anfälliger, und nicht selten fallen sie vor dem Erreichen der Reife ab. Im Innern dagegen wird der Baum immer kahler, weil durch die Blätter kaum noch Sonnenlicht durchkommt und somit keine neuen Triebe bilden können. Letzten Endes muß dann das tote Holz doch irgendwann herausgeschnitten werden, mit dem Ergebnis, daß im nächsten Jahr überhaupt keine Ernte mehr zu erwarten ist.

Bäume schneiden mit der Astsäge

Ich hoffe, ich habe Sie überzeugt, daß ein Obstbaum regelmäßig zurück geschnitten werden muß. Und da sind wir wieder beim Anfang der Geschichte: Wie schneidet man den Baum, wenn man an vielen Stellen gar nicht mehr heran kommt?

Mein erster Hochentaster war eine ganz gewöhnliche Säge, die mehr oder weniger kunstvoll auf einem Seil befestigt war. Damit konnte man von unten die Äste kürzen, an denen man von der Leiter nicht mehr heran kam. Dieses Ding hat auch funktioniert, theoretisch. Zufrieden war ich damit aber keineswegs. Und das hatte zwei entscheidende Ursachen:

  1. Dicke Äste. Es bleibt ja manchmal nicht aus, daß alte, starke Äste entfernt werden müssen, um mehr Licht ins Innere des Baumes zu lassen. Die kann man mich solch einer Teleskop – Astsäge sicherlich entfernen, aber mit einem erheblichem Kraftaufwand! Das können Sie sich sicherlich bildlich vorstellen: Sie Sägen mit solch einer “Armverlängerung” in drei oder vier Meter, das Gerät wird immer schwerer, und Sie können keinen Druck aufbauen beim Sägen. Da kann es ewig dauern, ehe solch ein Ast durch ist, und wenn Sie dann wie ich anfangs über zwanzig Obstbäume im Garten haben…
  2. Dünne Äste. Wenn die Äste, die zu entfernen sind, recht dünn sind, müßte es doch weitaus schneller gehen, sollte man denken. Weit gefehlt! Diese dünnen Äste haben immer das Bestreben, sich von der Astsäge weg zu bewegen, hier kommt man manches mal gar nicht erst zum Sägen, weil die Äste eher weg gedrückt werden. Man kann ebenfalls keinen Druck aufbauen, und das Sägen artet dann zum Geduldsspiel aus.

Fazit bei mir: Diese mechanische Astsäge war nur eine Saison in Betrieb, dann habe ich sie entsorgt und mich nach einer besseren Lösung umgesehen.

Heute im Einsatz: Ein Hochentaster

Die mechanische Astsäge ist schon viele Jahre her, inzwischen gibt es zum Glück andere Möglichkeiten, um hohe Obstbäume zu schneiden. Die wichtigsten habe ich hier einmal aufgelistet:

  • Teleskop Astsägen
  • elektrische Hochentaster
  • elektrische Hochentaster mit Akku
  • Benzin Hochentaster

Mechanische Astsägen

Meine Erfahrungen mit dieser Astsäge habe ich ja schon geschildert. Trotzdem kann sie ihre Berechtigung haben: Wer vielleicht nur einen, oder zwei Obstbäume im Garten hat, wird für die Pflege vielleicht mit dieser Methode auskommen. Dann wäre aber empfehlenswert, sich wirklich jedes Jahr um den Bauabschnitt zu kümmern, damit dicke Äste möglichst gar nicht erst störend entstehen. Für die dünnen zweige könne man dann eine Teleskop – Gartenschere verwenden. Damit hat man eine “ferngesteuerte” Schere, die mit einer Schnur betätigt wird. Das funktioniert sogar, hatte ich auch eine weile im Einsatz, ist aber auch nur bei ganz wenigen Bäumen zu empfehlen. Wie gesagt: Der Zeit- und Kraftaufwand ist nicht zu unterschätzen.

Mechanische Astsägen Vorteile

  • schnell einsatzbereit
  • kein Energieverbrauch (Strom oder Benzin)
  • geringes Gewicht
  • preisgünstig anzuschaffen

Mechanische Astsägen Nachteile

  • kraftaufwändig
  • langsames arbeiten

Elektrische Hochentaster

Hoher Baum zum beschneiden mit dem Hochentaster
Einen solchen Baum kann man kaum noch besteigen – hier spielt der Hochentaster seine Vorteile voll aus

Hochentaster mit einer elektrischen Schnur werden wohl überwiegend verkauft. Sie haben den Vorteil der Benzinmotorsäge: Sie sind sehr kraftvoll. Und haben den Vorteil der Hochentaster mit einem Akku: Sie arbeiten relativ leise. Und der Nachteil der anderen Geräte ist auch wiederum ein Vorteil des Hochentasters mit Kabel: Sie machen wenig Lärm, produzieren keine Abgase und sind im Gegensatz zum Akku fast unbegrenzt einsatzfähig.

Der einzige Nachteil, der bei diesem Hochentaster vorhanden ist, ist wiederum das Kabel. Dadurch ist man relativ ortsgebunden, weil ja immer eine Steckdose in der Nähe sein muß. Bei einem mittlerem Garten spielt das meiner Meinung nach aber keine Rolle, zur Not gibt es ja Verlängerungsschnüre und Kabeltrommeln. Da man mit dieser Säge auch nicht innerhalb des Baumes arbeitet, sondern von der Erde auch, dürfte das Kabel relativ sicher sein.

Dadurch ist dieser elektrische Hochentaster auch für Gärten geeignet, in dem sich viele Obstbäume befinden (wie es bei mir einmal der Fall war), durch die ausreichend Kraft kommt man gut voran und kann an einem Tag eine ganze Menge Bäume bearbeiten. Deshalb ist diese Antriebsart auch mein persönlicher Favorit, und ich habe mit einen elektrischen Hochentaster mit Kabel gekauft.

Auch vom Gewicht her finde ich ihn am besten: keine schweren Akkus, und kein schwerer Benzinmotor. Und das Kabel: Ich meine, bei einer Heckenschere hat es mich auf jeden Fall mehr gestört.

Elektrischer Hochentaster mit Schnur Vorteile

  • geringer Kraftaufwand
  • lange einsatzbereit
  • relativ geringes Gewicht
  • es gibt gute, preisgünstige Geräte
  • Keine Geruchsbelästigung

Elektrischer Hochentaster Nachteile

  • eingeschränkter Bewegungsraum
  • eventuell störendes Kabel
  • es muß eine Steckdose in der Nähe sein

Elektrischer Hochentaster mit Akku

Gartengeräte mit Akku werden immer beliebter. Sie brauchen keine elektrische Anschlußschnur und können damit jeder Zeit an jedem Ort eingesetzt werden. Sie sind nicht so laut und stinkend wie die ebenso mobilen Hochentaster mit Benzinmotor. Allerdings ist der Akku auch ihre Schwäche.

Ein Hochentaster mit Akku ist wesentlich teurer als die Geräte mit elektrischer Schnur, wenn man ihn einzeln kauft (das heißt: das eigentliche Gerät, dazu den Akku und ein Ladegerät). Günstiger wird es, wenn man mehrere Gartengeräte der gleichen Firma nutzt (zum Beispiel eine Heckenschere, Rasentrimmer oder sogar Rasenmäher). Dann sollten die Akkus an allen Geräten passen, und es ist auch nur ein einziges Ladegerät notwendig. Mit mehreren vollen Akkus kann man auch sehr lange arbeiten, hier wird das Ende wohl eher von der körperlichen Ausdauer des Anwenders bestimmt.

Denn gefühlt sind Hochentaster mit Akku fast genau so schwer wie die mit Benzinmotor (wenn man ein Gerät mit einem kräftigem Akku wählt). Ich habe mich auch deshalb seinerzeit dagegen entschieden: Schließlich will ich Gärtnern und keinen Kraftsport treiben. Vielleicht sind diese Geräte heute ja leichter: Vor ein paar Jahren, als ich auf der Suche nach meinem erstem Hochentaster war, waren sie mir aber zu schwer. Und nicht ausdauernd genug. Und da ich keine Systemgeräte betreibe, waren sie mir auch zu teuer.

Heute ist das wahrscheinlich ein wenig anders, und wer schon einige Gartengeräte mit Akku nutzt, kann mit der selben Energiequelle natürlich auch seinen Hochentaster betreiben.

Akku Hochentaster Vorteile

  • kein Geruch
  • kein Kabel
  • leichter als Geräte mit Benzinmotor (meistens)
  • keine Steckdose notwendig

Akku Hochentaster Nachteile

  • höheres Gewicht
  • weniger Kraft als Geräte mit elektrischer Schnur oder Benzinmotor
  • vereinzelt teuer

Hochentaster mit Benzinmotor

Hohe Bäume - Einsatz für einen Hochentaster
Nicht nur Obstbäume können mit einem Hochentaster zurückgeschnitten werden

Bleiben noch die Geräte mit einem Benzinmotor. Von der Kraft her sind sie allen anderen Antrieben überlegen, auch die Betriebsdauer ist fast unbegrenzt (wenn man denn Benzin zum Nachtanken dabei hat). Die Arbeitskraft ist überwältigend, deshalb werden sie im gewerblichen Betrieb fast ausschließlich eingesetzt.

Man ist durch den Benzinmotor an keine Steckdose gebunden: Man kann sagen, mit diesem Gerät kann man arbeiten, wo und solange man will. Eigentlich der perfekte Hochentaster: Wenn nur die Nachteile nicht wären!

Die größten Vorteile des Benzinmotors sind nämlich auch seine Nachteile: Sie sind weitaus die lautesten, außerdem ist die Geruchsbelästigung auch bei den modernsten Geräten immer noch unangenehm, und durch den Motor haben sie ein relativ hohes Gewicht.

Auch preislich sind mit Benzin betriebene Hochentaster eher oberhalb des Durchschnitts anzusehen: dadurch lohnen sie sich für einen Garten, wo sie nur einmal im Jahr eingesetzt werden, kaum. In einer Gartengemeinschaft kann man ihn sicherlich öfter einsetzen, dann relativiert sich der Preis wieder. Alle anderen Nachteile bleiben aber bestehen.

Hochentaster mit Benzinmotor Vorteile

  • sehr kräftiger Antrieb
  • technisch sehr lange Betriebsdauer
  • nicht ortsgebunden, überall einsetzbar

 

Hochentaster mit Benzinmotor Nachteile

  • hoher Lärmpegel
  • Geruchsbelästigung (Abgase)
  • hohes Gewicht
  • hoher Preis

Antrieb bei Hochentaster: Mein Fazit

Ich habe mehrere Hochentaster in meinem Garten eingesetzt. Die mechanische Astsäge und die Teleskop – Gartenschere waren preisgünstig und haben funktioniert, waren aber bei meinen vielen Obstbäumen nicht effektiv genug. Einen Hochentaster mit Akku hatte ich leihweise im Betrieb: Der war mir aber zu schwer und seine Leistung hat mir nicht ausgereicht.

Ein Hochentaster mit Benzinmotor kam wegen der Nachteile nicht in Frage (Lärm und Gestank), trotz seiner enormen Leistung war er für meinen Garten überdimensioniert. Außerdem ebenfalls zu schwer wie das Gerät mit Akku.

Letzten Endes bin ich bei meinem Hochentaster mit elektrischer Schnur gelandet und geblieben. Es ist für mich die vernünftigste Lösung, um meine Obstbäume im Herbst auszulichten. Das Gerät ist kraftvoll genug, nicht zu schwer und immer einsatzbereit. Steckdosen sind im Garten an vielen Stellen vorhanden, wenn nicht, hilft eine Verlängerungsleitung zum überbrücken.

Das Gerät ist nicht sehr laut, macht keinen Dreck, ist sehr handlich und die Wartung hält sich in Grenzen.

In anderen Fällen sind vielleicht Hochentaster mit einem anderem Antrieb besser geeignet, daß muß am Ende jeder Gärtner für sich selbst entscheiden.

Sicherheitshinweise beim Umgang mit einem Hochentaster

zum Schluß noch ein  paar Tipps für ein sicheres Arbeiten mit der neuen Astsäge (egal, mit welchem Antrieb):

  1. Die Ausrüstung. Sie sollten beim Arbeiten mit einem Hochentaster auf entspreche Kleidung achten. Festes Schuhwerk und vollständige Bekleidung sind von Vorteil, wenn man seinen eigenen Körper nicht verletzen will. Ein abgeschnittener herunter gefallener Ast kann an einem freiem Oberkörper häßliche Verletzungen erzeugen, abgesehen davon, daß man beim rückwärts laufen in Latschen straucheln kann und die Säge dann unkontrollierbar wird.
  2. Gut sind immer eine Schutzbrille wegen der Sägespäne, die so vom Himmel rieseln, ein Gehörschutz (besonders bei Hochentastern mit Benzinmotor) und ein Kopfschutz. Abgesägte Äste fallen immer nach unten, manchmal werden sie durch andere Zweige aufgehalten, manchmal aber auch nicht. Und wenn solch ein Ast dann aus mehreren Metern den ungeschützten Kopf trifft…
  3. Bei Hochentastern mit elektrischem Kabel immer darauf achten, daß diese Kabel nicht in die Nähe der arbeitenden Säge gerät. Das dürfte zwar bei diesen Gartengeräten kaum vorkommen: Beim ablegen (zu einer Pause vielleicht) kann die heiße Säge aber das Stromkabel beschädigen (Gefahr durch Stromschlag!).
  4. Reparaturarbeiten sollten nur im ausgeschaltetem Uustand, ohne Stromverbindung (Kabel ziehen) und von jemanden durchgeführt werden, der genau weiß, was er macht. Eine reißende Schneidekette kann eventuell eine großen Schaden anrichten: Weniger an den Bäumen, als vielmehr an den Menschen, die sich in seiner Umgebun g befinden. Im Zweifel: Einen Fachmann fragen!